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Manifest

Wir sind ein Komponistentrio. Unsere Arbeit zielt auf den Prozess des Erforschens einer neuen musikalischen Ästhetik. Unsere Werke bewegen sich im Spannungsfeld von zeitgenössischer Musik, Experimental und konzeptueller Avantgarde. Unsere Musik zeichnet sich durch ihre energiegeladene Intensität, Körperlichkeit und architektonische Komplexität aus. Alle Genregrenzen sprengend, ist unsere Musik von großer Tiefenschärfe und Plastizität geprägt. Unsere Musik erhält ihren klanglichen und strukturellen Reichtum aus der Entwicklung innovativer kompositorischer Verfahren und Konzeptionen. Unsere in langjähriger Zusammenarbeit entwickelte Wissensstruktur liefert eine stabile Basis für eine zukunftweisende musikalische Forschung.

Wir positionieren uns als Vertreter dessen, was wir „Neue Neue Musik” nennen. Die heroische Moderne des Serialismus, Strukturalismus und musique concrète und deren Verfahren bildet unseren Referenzraum. Die klare Stoßrichtung unseres Komponistentrios besteht darin, das „Unabgegoltene” (Ernst Bloch) der Neuen Musik zu heben, um es für zeitgenössisch relevantes Arbeiten fruchtbar zu machen. Das Augenmerk auf das Zwischen von Differenz und Wiederholung richtend, verwendet unsere Musik mathematisch strukturiertes Mikrotiming, multiperspektivische Looparbeit, Mikrotonalität und komplexe Überlagerungen irrationaler rhythmischer Verhältnisse.
Eine weitere Besonderheit des kompositorischen Verfahrens entspringt unserer Verfasstheit als Trio. Unser Ziel ist es, die traditionell im Musikbetrieb unterstellte Autonomie des einzelnen Autorensubjekts konstruktiv zu sprengen. Wir glauben nicht mehr an die Idee eines Subjekts, das außerhalb der Welt steht und von dort in diese interveniert. Wir sind immer Teil dieser Welt. Das gilt für uns sowohl im politischen wie auch im ethischen Sinn. Vor diesem Hintergrund sind uns die Bedingungen des kollaborativen Komponierens leitend. Entsprechend haben wir eine spezifische Form der Recherche entwickelt, die es erlaubt, mit unterschiedlichen Ensemblekonstellationen in einen intensiven situativen Dialog zu treten. Aus diesem Dialog geht die jeweilig finale Form der Komposition hervor. Organisatorisch bedeutet dies: Hinsichtlich unserer Ensemblestruktur verstehen wir DLW auch als erweiterbare Plattform. Die Plug-in-Konstruktion bietet kompositorische Anschlussstellen für Kollaborationen, die unser KomponistenTrio situativ erweitern und mit Heterogenität versehen.”


Berlin, Februar 2023
Christopher Dell, Christian Lillinger, Jonas Westergaard
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